2022 Helmut Wilshaus Günter Pesch 1948Vor 75 Jahren wurde Helmut Wilshaus deutscher Speerwurfmeister (Autor: Gunter Hünerhoff)

 

Rechts: Helmut Wilshaus, links Günter Pesch, der noch immer den 1948 aufgestellten Hammer Stadtrekord über 100 m hält.

 

Wie doch die Zeit vergeht. Nun sind es 75 Jahre her, daß Helmut Wilshaus von der Hammer Spiel Vereinigung (HSV) in Köln Deutscher Meister im Speerwerfen wurde.

Der erst 21-Jährige warf mit 65,76 m so weit, dass er zum einen den Olympiasieger von 1936, Gerhard Stöck (Hamburger SV) um mehr als fünf Meter auf den zweiten Platz verweisen konnte und zum anderen die Weite bei den DM in den nächsten Jahren nicht erreicht wurde.

Obwohl die damaligen Bedingungen sehr viel schwieriger waren, stand die Leichtathletik im Ansehen sehr viel höher als heute. Wer heute den Brauhof Wilshaus besucht, kann sich die alten Speere zeigen lassen, die in einem Gastraum an der Wand hängen.

Für intensives Training fehlte in der Aufbauphase der Nachkriegsjahre die Zeit. So musste Helmut Wilshaus Zeit nacharbeiten, wenn er für Training und Wettkampf Arbeitsstunden versäumte. Es existiert noch ein Brief von Carl Bilz, dem LA-Vorsitzenden der HSV und Geschäftsführer der "Vereinigung alter Meister" an Bauer Otto Behrens in Ampen, bei dem Wilshaus als Eleve arbeitete. In dem Brief bittet Bilz um die Freistellung für die Deutschen Meisterschaften. Später war er dann auf dem eigenen Hof in Braam. Dabei wollte er kein Landwirt werden, aber seine beiden Brüder kamen nicht aus dem Krieg zurück und so mußte er den Hof übernehmen.

Schon bei der DM 1946 in Frankfurt erzielte Wilshaus den dritten Platz. Bei den Deutschen Titelkämpfen 1949, 1951 und 1953 landete der HSVer jeweils auf dem fünften Platz.

Die Termine lagen immer sehr ungünstig während der Erntezeit. Wenn es die Zeit erlaubte, spielte er für den TV Ostwennemar Handball, natürlich auf dem großen Feld. Beim ersten Länderkampf nach dem Krieg gegen Luxemburg im Jahr 1951 gewann er das Speerwerfen.

Es gab im westdeutschen Raum viele Veranstaltungen die den Braamer auf dem ersten Platz sahen. So gewann er vor 18 000 Zuschauern in der Grotenburg-Kampfbahn in Krefeld vor den damaligen Weltklassewerfern Moesgard (Dänemark) und Jessis (Lettland). 1952 fanden  die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Hamm statt. Im internationalen Fünfkampf schaffte Wilshaus ganz überraschend den Vizetitel. Die Disziplinen kamen ihm sehr entgegen: Speer, 200 m, Weitsprung, Diskus und 1500 m. Die Werfer waren damals nicht so athletisch wie heute und deshalb vielseitiger. 

1953 wurde für ihn noch mal ein ganz erfolgreiches Jahr: bei den westdeutschen Titelkämpfen in Hamm (15 000 Zuschauer) warf er die Bestweite von 66,96 m. Danach gewann er den westdeutsche Titel, kam in Berlin auf den ersten Platz, und besiegte die internationale Konkurrenz in Schweden.

Danach kam der für einen Speerwerfer der viel zu frühe Abschied von einer erfolgreichen Laufbahn. Die Arbeit eines Landwirts ließ sich nicht mehr mit dem notwendigen Trainingsaufwand vereinbaren. Schon 1968 war sein Leben mit 42 Jahren zu Ende. Die Leichtathleten denken gern an den ehemaligen deutschen Speerwurfmeister zurück, wenn sie auf den Hof Wilshaus in Braam einkehren. Der heute 65-jährige Sohn Heinz-Wilhelm, das sind die beiden Namen der im Krieg gefallenen Brüder seines Vaters, zeigt Besuchern neben den Speeren gern Urkunden und andere Erinnerungsstücke seines Vaters.