FLVWZur Lage der Leichtathletik (Autor: Ulrich Vielberg)

 

Nach dem deutschen Debakel bei der Leichtathletik WM 2022 in Eugene (USA) kommt der Ausgang der Wahl zum Sportler des Jahres eher überraschend. Weltmeister und Olympiasieger vieler Sportarten boten sich in großer Anzahl für den Titel an.

 

Was hat dreitausend Sportredakteure dazu bewogen, den jeweils ersten Platz an eine Leichtathletin und einen Leichtathleten zu vergeben?

Bei der Einschätzung und Einstufung der sportlichen Leistungen wurde ein angepasster Bezugsrahmen angelegt.

Gina Lückenkemper (Sprint) und Niklas Kaul (Zehnkampf) sind 2022 nicht Weltmeister geworden, und die 4x100-m-Staffel der Frauen haben bei der WM in Eugene "nur" den dritten Platz belegt. Zu Recht können Sieger aus anderen Sportarten auf Titelgewinne höheren Grades verweisen.

Zählt man die platzierten Leichtathleten des Wahlergebnisses wie Langläufer Richard Ringer (5), Konstanze Klosterhalfen (6) und Speerwerfer Julian Weber (6) dazu, wird klar, wie hoch das Leistungsniveau in der Leichtathletik ungeachtet aller Titel eingeschätzt wird.

Es ist die Basisarbeit in den Sportvereinen des DLV, die dafür sorgt, dass Nachwuchs für den Leistungssport zur Verfügung steht. Leider liegt das durchschnittliche Sichtungsalter in der Leichtathletik mit 13 Jahren immer noch zu hoch (Turnen: 5 Jahre). Oft wird auch leistungsunauffälligen Kindern nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt, denn spät entfaltete Talente sind keine Seltenheit.

Niklas Kaul war Handballer, bevor er sich der Leichtathletik zuwandte. Bei den Ballsportarten sind viele Bewegungstalente verborgen, die es für die Leichtathletik zu entdecken gilt. Oft ist es die Wahl, ein vergleichsweise unbekannter Sportler zu bleiben oder eine erfolgreiche Laufbahn in der Leichtathletik anzustreben.

Die Leichtathletik hat nach wie vor ein hohes Ansehen. Die Trainingsarbeit der lokalen Sportvereine und -Verbände wird entscheidenden Anteil daran haben, dass die Leichtathletik weiterhin ein hohes Ansehen genießen kann.

 

Die Wahl der Sportler des Jahres wird dafür ein Gradmesser bleiben.